Schulhund-Konzept
1. Einführung
Veränderte familiäre Strukturen, ein sich radikal veränderndes Bild der Arbeitswelt und des sozialen Miteinanders im Allgemeinen sowie nicht zuletzt die Digitalisierung sind Auslöser umfassender, gesamtgesellschaftlicher Veränderungen, die auch auf den schulischen Alltag Einfluss nehmen. Je weniger Halt die Schüler und Schülerinnen im familiären Umfeld erfahren, desto mehr brauchen sie die unterstützenden Strukturen, die das Schulleben vermehrt vorhalten muss. Dies bedingt jedoch auch einen Wandel in der pädagogischen Arbeit. Heute dient die Schule nicht mehr nur der reinen Wissensvermittlung, sondern muss auch erzieherische Aufgaben zum sozialen Verhalten, der Wertevermittlung und des
gemeinsamen Lebens und Lernens leisten. Gerade in diesen Bereichen kann der Einsatz eines Schulhundes eine wertvolle Ergänzung sein. So kann er beispielsweise bei der Förderung des sozialen Miteinanders als "Pädagoge auf vier Pfoten1" positiv einwirken.
Auch für die Löwenzahn Grundschule Breddin, als Schule für gemeinsames Lernen, stellt ein Hund eine Bereicherung im Schulalltag dar. Dies gilt insbesondere für Schüler und Schülerinnen mit besonderen Förderbedarfen, für die ein Hund als emotionale Unterstützung hilfreich sein kann. Hunde können allein durch ihre Anwesenheit und die unvoreingenommene Zuwendung dem Menschen gegenüber dessen Wohlbefinden steigern. Auf diese Weise kann allein durch die Anwesenheit eines Schulhundes die Lernatmosphäre im Schulalltag positiv beeinflusst
werden. Dies gilt für alle Schüler und Schülerinnen gleichermaßen.
2. Positive Auswirkungen eines Schulhundes
Wie einleitend erwähnt, ist die Schule heutzutage mehr als ein Ort der reinen Wissensvermittlung. Besonders emotionale und soziale Kompetenzen gewinnen immer stärker an Bedeutung und das Zusammenleben und gemeinsame Gestalten des Schulalltags trägt entscheidend zum Sozialisationsprozess der Kinder bei. Die hundegestützte Pädagogik an Schulen (HuPäSch) kann diese Entwicklung zusätzlich
positiv unterstützen. Gerade Schüler und Schülerinnen, die mit Schwierigkeiten im emotional-sozialen Bereich ihren Schulalltag bewältigen müssen, können von der Unterstützung durch einen vierbeinigen Klassenkameraden profitieren.
Zahlreiche Studien belegen die positiven Auswirkungen von Hunden im Schulalltag u.a. in folgenden Bereichen:
Hunde sind vorurteilsfrei
- Ein Hund ist, anders als Mitschüler oder LehrerInnen und Lehrer, zunächst einmal immer unvoreingenommen und bewertet nicht. Dadurch begegnen ihm die Kinder auf einer ganz anderen Ebene. Gerade auch in schwierigeren Situationen kann das Tier ein Vehikel sein, um mit Schülerinnen und Schülern auf einer neutralen Ebene in Kontakt zu treten. So kann der Hund auch als Vermittler auftreten: Bei Gesprächen, die sich zunächst um den Hund drehen, sind die Kinder generell offener. Durch das Interesse am Schulhund ergibt sich ein gemeinsames Gesprächsthema und auch schüchternere Kinder treten leichter in Kontakt. Zudem haben auch Schülerinnen und Schüler, die sich schwertun, auf andere zuzugehen, kaum Probleme, sich dem Hund gegenüber zu öffnen. Er ist sozusagen ein sozialer Katalysator.
(1 Heyer/Kloke 2012, S.10)
- Vor allem Schülerinnen und Schüler, die mit emotionalen/sozialen Schwierigkeiten leben, können im Hund ein empathisches Gegenüber finden, das ihnen auch in schwierigen Situationen vorurteilsfrei begegnet und ihnen freundlich gegenüber tritt. Dem Hund ist es egal wie die Schülerinnen und Schüler aussehen, woher sie kommen oder welche Leistungen sie in einzelnen Unterrichtsfächern zeigen. Er nimmt jeden wie er ist. Andererseits zeigen Hunde natürlich auch, wann sie eine Situation nicht mögen und reagieren bei entsprechendem Verhalten auch durch Rückzug. So lernen die Kinder im Idealfall ebenfalls, ihre Emotionen besser zu kontrollieren, um so weiter von der Gesellschaft des Hundes profitieren zu können. Somit bedarf es keiner Korrekturen durch die Lehrkräfte, die das Selbstwertgefühl des Kindes u.U. weiter erschüttern könnten.
- Bei Problemen sind Hunde überdies auch wunderbare Trostspender. Nachdem man seine Probleme in das Fell gemurmelt hat, der Hund in seiner Rolle als stiller Vertrauter geduldig und verständnisvoll zugehört hat, ist alles schon ein wenig besser.
Soziale Kompetenzen
- Der Umgang mit dem Schulhund erfordert auch Respekt. Dazu gehört Rücksichtnahme in Bezug auf die Bedürfnisse des Hundes und Empathie, um die Bedürfnisse des vierbeinigen Klassenkameraden zu erkennen. Zusätzlich gibt das Tier durch sein Verhalten eine direkte Rückmeldung, falls ihm ein spezifisches Verhalten oder der Lärm im Umfeld nicht gefällt. Ohne dass eine Lehrkraft mahnend eingreifen muss, erkennen die Schüler und Schülerinnen non-verbal, ob das jeweilige Verhalten im Kontext positiv oder negativ besetzt ist. So kann mit Hilfe des Hundes auch das sozialkonforme Verhalten im Klassenzimmer bzw. auch anderen Kindern gegenüber trainiert und eingeübt werden. Auf diese Weise werden die sozialen Kompetenzen gestärkt.
Kommunikationsfähigkeit
- Ein Schulhund fördert zudem die kommunikativen Kompetenzen auf verschiedenen Ebenen. Dies gilt zum einen in Bezug auf die Ausdrucksweise, die dem Hund zur Verfügung steht. Die Kinder müssen sich auf die nonverbale Kommunikation des Tieres einlassen und sind damit gehalten, ihre Sensibilität zu schulen, um die Signale des Tieres, vergleichbar mit einer fremden Sprache, verstehen zu können und um in Kontakt mit dem Tier treten zu können.
- Ferner muss die eigene Körpersprache kontrolliert werden, da der Hund sehr sensibel darauf reagiert. Ist diese nicht eindeutig oder sogar widersprüchlich (z.B. freundliche Worte und aggressive Körpersprache), kann das Tier beispielsweise Befehle nicht verstehen. Daran können Schülerinnen und Schüler lernen, ihre Körpersprache bewusst wahrzunehmen und können diese entsprechend schulen. Zudem werden unsicherere Personen sich bewusst, wie wichtig es ist, selbstsicher aufzutreten, um sich erfolgreich darzustellen.
- Kommunikation kann aber auch gefördert werden, indem die Kinder dem Hund gemeinsam Tricks beibringen. Nur in konzertierter Abstimmung kann der Hund die Aufgabe bewältigen. Auch wenn Schüler oder Schülerinnen anderen Kindern die eingeübten Tricks vorführen und/oder diese erklären, müssen sie ihre kommunikativen Fähigkeiten nutzen.
- Nicht zuletzt werden die Kinder, die den Schulhund schon aus dem Unterricht kennen, ihren Eltern oder Mitschülern von den besonderen Erfahrungen berichten. Dies kann das Selbstbewusstsein stärken, die Kommunikation unter Kindern verschiedener Klassen anregen oder vielleicht auch Kinder, die einander nicht besonders mögen, näher bringen.
Verbesserung des Lernklimas
- Schule ist oft stressig für Schülerinnen und Schüler ebenso wie für die Lehrkräfte. Aber selbst in der schechtesten Stimmung schafft es ein fröhlich auf uns zukommender Hund, die Welt wieder etwas entspannter zu sehen. Zudem konnte die Wissenschaft dem Hundestreicheln sogar eine messbare Senkung des Blutdrucks und der Herzfrequenz nachweisen. Es wird immer wieder betont, dass Haustiere das Wohlbefinden der Menschen steigern. Wird ein Tier gestreichelt, kann sich auch der Mensch entspannen. Dies geschieht, indem die Konzentration des „Kuschelhormons“ Oxytocin ansteigt.2 Insgesamt belegen Studien, dass der regelmäßige Umgang mit einem Hund dafür sorgt, dass Menschen besser mit Stress umgehen können.3
- LehrerInnen, die mit Schulhunden arbeiten, erwähnen immer wieder, dass die Klassen auch häufig deutlich ruhiger sind, wenn ein Schulhund anwesend ist. So achten die Schüler und Schülerinnen schon selbst darauf, dass das Lernklima für alle angenehmer ist. Zudem entspannt das tiefe Atmen eines schlafenden Hundes auch die anwesenden Menschen. Ertönt gar ein Schnarchen aus dem Hundebett, macht sich kurz allgemeine Heiterkeit breit und die eigenen Schwierigkeiten treten in den Hintergrund.
- Aber auch auf die Konzentration der Schüler und Schülerinnen wirkt sich die Anwesenheit eines Schulhundes positiv aus. Ein Forschungsteam an der State University New York konnte in einer Studie nachweisen, dass Kinder in Gegenwart eines Hundes bei Gedächtnisübungen konzentrierter und weniger abgelenkt waren.4
- Und auch wenn der Hund selbst keine Leistung fordert, so sorgt schon die entspanntere Atmosphäre für ein besseres Lernverhalten und eine gesteigerte Lernmotivation. So freuen sich die meisten Kinder auf die Schulhundestunden und sind insgesamt motivierter. Viele Schülerinnen und Schüler entwickeln dank des Hundes eine positivere Einstellung zur Schule und Schulangst kann abgebaut werden.5
- Ein Hund ist also in der Lage, allein durch seine Anwesenheit die Atmosphäre in einer Klasse positiv zu beeinflussen.
Verantwortung lernen
- Auch wenn die Verantwortung für den Hund selbstverständlich im Zuständigkeitsbereich der hundeführenden Lehrerin liegt, können auch die Schüler und Schülerinnen altersgerechte Dienste übernehmen. Viele Kinder übernehmen gerne Klassendienste wie das Säubern der Tafel oder Austeilen von Arbeitsmaterialien. So können sie auch für den Hund aktiv werden. So könnte z.B. morgens frisches Wasser hingestellt werden oder der Hund gebürstet werden. Auch artgerechte Spiele mit dem Hund gehören zum Beschäftigungsprogramm für das Tier.
- Da es sich bei dem Hund um ein Lebewesen (und sicher bald auch für viele Kinder um einen Freund) handelt, werden sie sich Mühe geben, dafür zu sorgen, dass es ihm an nichts fehlt. Auf diese Weise erfahren die Kinder, dass Tiere auch Arbeit machen, dass die Übernahme von Pflichten wichtig ist und diese nicht vernachlässigt werden dürfen. Zudem steigert die den Schülern/Schülerinnen übertragene Verantwortung auch das Selbstwertgefühl.
- Aber auch das Training des Hundes kann den Schülerinnen und Schülern vermitteln, dass es wichtig ist, Verantwortung zu übernehmen. Dies gilt nicht nur für das Tier, sondern auch für sich selbst. Vielen Kindern ist nicht unbedingt bewusst, dass man auch mal "Nein" sagen darf, wenn etwas nicht richtig ist.6 Dies ist auch eine wichtige Form des Selbstschutzes, den die Kinder auf diese Weise erlernen können.
3. Einsatzmöglichkeiten eines Schulhundes im Unterricht
Grundsätzlich ist die Hauptaufgabe des Schulhundes, durch seine Anwesenheit im Unterricht positiv auf die Klasse bzw. auch auf einzelne Kinder zu wirken. Ein Hund ist sehr sensibel und wird sich, mit zunehmender Erfahrung, auch professioneller den Kindern zuwenden, die seine Aufmerksamkeit brauchen.
Neben den positiven Effekten, die ein Hund allein durch seine Anwesenheit mit in den Schulalltag bringt, kann er auch aktiv in den Unterricht mit einbezogen werden.
Joschi kann bereits Würfeln und kleine Röhrchen apportieren, die z.B. Aufgaben enthalten. So kann er in kleinen Sequenzen für eine zufällige Aufgabenzuordnung sorgen. Auf diese Weise können z.B. Aufgaben an die Schüler herangetragen werden. So kann der Hund durch seine Mitwirkung im Unterricht die Motivation der Schülerinnen und Schüler steigern.
Im Kunst- oder Biologieunterricht kann die Klasse anhand des lebenden Beispiels Verhalten und Körperbau beobachten und dazu im Gespräch weitere Infos aus erster Hand erhalten. Hier dient der Hund als Anschauungsobjekt. Man könnte z.B. auch den Knochenbau mit Kreide auf das Fell aufzeichnen und somit die Bewegungen des Tieres und das Zusammenspiel der Knochen sichtbar machen.
Eine besondere Funktion haben Hunde, wenn sie als Lesehunde eingesetzt werden. Besonders Kinder, die gerade erst dabei sind, das Lesen zu erlernen oder sich damit schwer tun, können von einem aufmerksamen, aber nie kritisierenden tierischen Zuhörer profitieren und so „tierischen“ Spaß am Lesen entwickeln. Beobachtungen haben gezeigt, dass sich die Kinder komplett auf den Hund fokussieren, in der Lesesituation selbstbewusster sind und ihre Ängste vor dem Lesen vergessen. Sie lesen nun flüssiger und lauter. Dies ließe sich in Hausaufgabenstunden oder im Rahmen des gemeinsamen Unterrichts nutzen.
Jenseits der klassischen Hausaufgabenstunden ist auch ein Interessensangebot zum Thema Hund möglich. Kinder, die vielleicht zuhause keinen Hund haben, aber mehr über das Tier lernen möchten, mit dem Hund kleine Kunststückchen üben möchten oder einfach mehr Kontakt zum Tier suchen, könnten in dieser IA den Kontakt zum Tier vertiefen oder sich Sachkenntnisse aneignen. Hierbei wäre ein schulinterner Hundeführerschein ein Anreiz und vielleicht auch etwas, worauf Kinder stolz sein können.
4. Mögliche Bedenken zum Einsatz des Schulhundes
Es ist wichtig zu erkennen, dass der Hund kein "Allheilmittel" in der Schule ist, sondern eine Ergänzung darstellt, die vor allem den sozialen Bereich stärken soll.
Ängste und Bedenken müssen ernst genommen werden – niemand soll sich übergangen fühlen! Selbstverständlich wird niemand dazu gezwungen, mit dem Hund in Kontakt zu treten. Gibt es Bedenken, die sich nicht ausräumen lassen, so wird der Hund nicht in der entsprechenden Klassen eingesetzt. Die Begegnung mit dem Hund auf den Schulfluren bzw. im Treppenhaus wird dann so gestaltet werden,
dass möglichst wenig Berührungspunkte auftreten.
In Bezug auf den Einsatz eines Hundes in der Schule ist es besonders wichtig, ihn behutsam an seine Aufgaben als Schulhund hinzuführen und die Personen in seinem Umfeld dabei gleichsam zu schützen. Allerdings muss auch unter diesen Voraussetzungen eine Anlernphase erfolgen, und somit wird der Hund auch schon mit Schülerinnen und Schülern zusammenkommen, noch bevor er seine Ausbildung vollständig abgeschlossen hat.
Bevor der Hund in eine Klasse mitgenommen wird, werden die Verhaltensregeln im Umgang mit dem Hund ausführlich besprochen. Besuche im Unterricht wird es in der Anfangsphase auch nur dann geben, wenn eine zweite Lehrperson anwesend ist und der Hund als Besucher mit der hundeführenden Lehrerin anwesend ist. In dieser Phase bleibt er an der Leine und befindet sich somit unter der enger Kontrolle.
Erst in einer zweiten Phase der Eingewöhnung erfolgt die Mitnahme des Hundes in einzelne Unterrichtsstunden. In Anbetracht der Tatsache, dass dem Hund außerhalb der Schulstunden viel Freiraum und Bewegung geboten wird, ist davon auszugehen, dass er im Klassenraum ausgeglichen auftreten wird. Die aktive Einbeziehung des Hundes in den Unterricht wird lediglich in kleinen Einheiten und erst in einer dritten
Phase erfolgen, wenn alle Beteiligten souverän miteinander interagieren, der Hund die Grundkomandos sicher beherrscht und schon erste Tricks erlernt hat.
Eine berechtigte Frage von Erziehungsberechtigten ist, ob die Kinder durch den Hund in der Klasse nicht vom Unterricht abgelenkt werden. Erfahrungsberichte bestätigen, dass der vierbeinige Klassenzuwachs besonders in den ersten Stunden die Aufmerksamkeit auf sich ziehen wird. Es wird aber auch berichtet, dass sich die Schüler und Schülerinnen sehr schnell an die Anwesenheit des Hundes gewöhnen und er zu einem normalen Teil des Schulalltags wird.
Auszug aus dem Erfahrungsbericht einer Lehrerin, die ihre Collie-Hündin seit eineinhalb Jahren als Schulhund einsetzt: Zum Thema Ablenkung
„Klar gibt es Unterbrechungen. Aber weder ich noch die Kinder empfinden dies als störend. Es sind überwiegend kurze Augenblicke, dann widmen sich die Kinder wieder ihrer Arbeit. Zum Teil sind die Unterbrechungen sehr lustig, und wir lachen einfach mal herzlich miteinander über den Hund, der mit seinem Teddy im Maul in der Klasse steht und spielen will oder sich geräuschvoll seufzend im Korb niederlässt.“7
Diese und ähnliche Unterbrechungen durch den Hund sind nicht auszuschließen, wirken sich aber überwiegend positiv auf die Klassenstimmung aus – ganz im Gegenteil zu den üblichen Unterrichtsstörungen, die zudem durch das obligatorische Ermahnen und eventuelles Sanktionieren mehr Zeit in Anspruch nehmen.
5. Rahmenbedingungen
Die Grundidee
Den Gedanken, einen Hund regelmäßig mit in die Schule zu bringen, beschäftigte mich ich schon länger. Der Auslöser waren die ausnahmslos positiven Reaktionen der Schüler und Schülerinnen, wenn mich meine bisherige Hündin ausnahmsweise mal nachmittags mit in die Schule begleitete. Sowohl der Besuch eines Seminars zum Thema Schulhund als auch Erfahrungsberichte über den Besuch von Schulhunden
inspirierten mich, mich intensiver mit dem Gedanken zu befassen.
Ich begab mich gezielt auf die Suche nach einem Hund, der die Voraussetzungen für einen Schulhund mitbringt. So sollte er in jeder Hinsicht gut sozialisiert sein, sehr menschenbezogen und kontaktfreudig, in jeder Situation gelassen reagieren und Geduld mitbringen. Vor allem sollte er Kinder in allen Altersgruppen mögen. So soll der Hund auch spontane Zuneigungsbekundungen von Kindern entspannt über sich ergehen lassen.
Aufgrund meiner positiven Vorerfahrungen habe ich nach einem Schnauzermischling Ausschau gehalten. Viele dieser Tiere bringen die entsprechenden Voraussetzungen mit. Ich bringe 15 Jahre Vorerfahrung mit einem Riesenschnauzermischling mit, den ich selbst ausgebildet habe und der mich überall hin mit begleitet hat. Auch gelegentliche Besuche in der Schule absolvierte die Hündin in freundlichem Kontakt zu den Kindern und mit stoischer Gelassenheit.
Nach längerer Suche wurde ich auf einen etwa 8 Monate alten Schnauzermischling aus dem Tierschutz aufmerksam. Joschi ist gut kniehoch und kommt aus Kroatien. Von ehemaligen Straßenhunden wird immer wieder berichtet, dass diese besonders gut sozialisiert sind und gut mit vielen Reizsituationen umgehen können. Außerdem kann der Einsatz eines Tieres aus dem Tierschutz dazu beitragen, dass die Kinder über Tiervermehrung und deren Folgen aufgeklärt werden und auch verstehen, dass Tiere aus dem Tierschutz ein guter Familienhund sein können.
Joschi hat wohl in einer Stadt gelebt, allerdings nur relativ kurz auf der Straße und im Tierheim. Er reagiert manchmal etwas unsicher, ist aber immer offen für neue Erfahrungen. Auch ist er ausgesprochen kontaktfreudig und sehr lernwillig. Begegnungen mit Kindern liebt er. Er lässt sich überall anfassen und auch Kinder können ihm sein Spielzeug oder Futter aus dem Maul nehmen und sogar auf ihm herumklettern. Auch vom Tierschutz wurde Joschi als kinderlieb und als potenzieller Familienhund beschrieben.
Wird Joschi direkt angesprochen, geht er gerne zu Menschen und freut sich über Streicheleinheiten. Er ist bisweilen noch etwas grobmotorisch, dabei aber nie unfreundlich. Wird er nicht beachtet, ignoriert er den betreffenden Menschen in der Regel auch.
Eine erste Erfahrung mit vielen Menschen gab es beim Aufbau des Zirkuszeltes in Breddin im Juni. Joschi lag (angebunden) ruhig am Vereinshaus des Breddiner Fußballvereins. Während die Helfer zum Buffet strömten, blieb Joschi ruhig an seinem Platz. Auch vor im mit einem Fußball spielende Kinder brachten ihn nicht aus der Ruhe, ebenso wie zwei Jungen, die spielend laut schrien und sich rennend von dem Hund weg bewegten. Joschi ließ sich von jedem streicheln und beobachtete das Geschehen meist ruhig. Er bellte nicht einmal.
Ausbildung
Um Sicherheit zu verschaffen, sind folgende Ausbildungsschritte absolviert bzw. noch geplant:
- Bevor man in eine Ausbildung zum Therapie- oder Schulbegleithund starten kann, muss eine Eignungsprüfung absolviert werden. Diese hat Joschi am 02.02.2023 souverän gemeistert. Hierbei musste er ersten Gehorsam zeigen, Krach und verunsichernde Situationen über sich ergehen lassen und sich überall (auch etwas unsanfter) anfassen lassen.
- Die Ausbildung an der "Vierbeiner Academy" in Wrechen begann Anfang März 2023 und bereitete Joschi darauf vor, in der Schule arbeiten zu können. In der Zeit der Ausbildung hat Joschi bereits erste Besuche in der Schule absolviert. Die Ausbildung beinhaltet sowohl einen Sachkundenachweis der Halterin, als auch eine Begleithundeprüfung für Joschi als Schulhund. Hierbei wird immer wieder der Gehorsam des Hundes trainiert, um mögliche Gefahrensituationen auszuschließen.
- Nach bestandener Prüfung soll der Hund regelmäßig in den Unterrichtsstunden eingesetzt werden und auch kleinere Aufgaben übernehmen, die den Unterricht bereichern. Joschis vornehmliche Aufgabe wird jedoch darin liegen, die Schülerinnen und Schüler durch seine Anwesenheit zu unterstützen.
- In Zukunft sollen nach Möglichkeit weitere Fortbildungsmaßnahmen für hundegestützte Pädagogik besucht werden. Diese Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen sind nicht nur wichtig, um den positiven Effekt auf den Lernerfolg und die Lernatmosphäre in der Schule zu verbessern: Eine kontinuierliche Ausbildung dient auch dazu, den Hund immer besser zu verstehen und Stresssignale schnellstmöglich erkennen zu können.
Umgangsregeln
Bevor die Kinder mit dem Hund in Kontakt treten dürfen, muss zunächst erarbeitet werden, welche verbindlichen Verhaltensregeln im Umgang mit dem Hund gelten. Hierzu gibt es ein Poster zur Visualisierung der Regeln, das zur steten Erinnerung im Klassenraum aufgehängt wird.
Die Regeln lauten:
1. Mich dürfen nur 2 Kinder gleichzeitig anfassen.
2. Auf meiner Decke möchte ich nicht gestört werden.
3. Lasse mich in Ruhe trinken und fressen.
4. Füttere mich nur, wenn deine Lehrerin es erlaubt.
5. Bitte sei leise in meiner Nähe.
6. Bitte rufe mich nicht.
7. Gehe in meiner Nähe langsam.
8. Nimm mir bitte nichts weg.
9. Schließe die Tür, wenn ich da bin.
10. Wasche dir die Hände, wenn du mich gestreichelt hast.
Neben den allgemeinen Umgangsregeln lernen die Kinder auch, dass Hunde keinen Streit oder große Lautstärke mögen. Sind die Schülerinnen und Schüler doch einmal zu laut oder verhalten sich aggressiv, wird sich der ausgebildete Schulhund vom Unruheherd zurückziehen und den Kindern auf diese Art deutlich machen, dass das Verhalten in diesem Moment (nicht nur für den Hund) inakzeptabel ist. Es wird immer wieder erwähnt, dass Hunde auch durch Rücksichtnahme auf den Vierbeiner das Verhalten in der Klasse regulieren, ohne dass durch Erwachsene eingegriffen werden muss.
Einsatzzeiten für den Schulhund
In Anbetracht der Tatsache, dass die Zeit mit den Kindern für den Hund gerade zu Anfang noch sehr anstrengend sein wird, wird er besonders zu Anfang nur sehr begrenzt im Unterricht eingesetzt – Ruhephasen sind für den Hund sehr wichtig. Dabei wird dem Hund auch im Klassenraum immer ein Ruheplatz zum Rückzug angeboten, auf dem er grundsätzlich nicht gestört werden darf.
Mit zunehmender Routine werden die Präsenzzeiten des Hundes langsam ausgeweitet. Um eine Überforderung des Tieres zu erkennen, wird er in seinem Verhalten stets genaustens beobachtet. Dieses enge Monitoring soll Überlastungssymptome aufdecken bzw. das Auftreten derselben verhindern helfen. Da die hundeführende Kollegin über langjährige Hundeerfahrung verfügt, ist es ihr möglich, Stresssymptome zu erkennen.
Damit der Hund in der Zeit, die der Hund nicht mit im Unterricht ist, weder Kollegen behelligt noch unbeaufsichtigt durch das Schulgebäude läuft, wird er in dieser Zeit außerhalb der Schule warten. Aufgrund von Trennungsängsten kann Joschi nur am bzw. im Auto warten. Dies kennt er bereits und akzeptiert es als einen sicheren Raum. Andere Orte, auch wenn diese geeigneter erscheinen mögen, sind für den Hund derzeit noch angsteinflößend und daher bislang nicht geeignet. Sollte es zu warm sein, wird Joschi außen am Auto warten.
Um ausgeglichen auftreten zu können, benötigt Joschi viel ausgleichende Bewegung. Dies hat er im Spiel mit den Nachbarshündinnen, bei täglichen Fahrradtouren bzw. Ausritten und dem Freilauf, Training und Spiel auf dem heimischen Grundstück. So ist auch die geistige Auslastung durch viele Sinneseindrücke gewährleistet.
Hygienekonzept
Der Hund wird regelmäßig geimpft und prophylaktisch entwurmt. Desweiteren wird je nach Jahreszeit auch weitere Prophylaxe gegen Parasiten wie z.B. Zecken durchgeführt. Eine aktuelle Kopie des Impfausweis liegt der Schulleitung vor, über die weiteren Prophylaxemaßnahmen wird ein Protokoll geführt, das nach Absprache bei der Hundeführerin eingesehen werden kann.
Im Umgang mit dem Hund wird auf das regelmäßige Händewaschen geachtet. Auch ist immer Desinfektionsmittel zur Hand, um etwaige Verunreinigungen durch den Hund desinfizieren zu können.
Die Utensilien des Hundes, wie Spielzeug, Wassernapf oder die Decke werden regelmäßig gewaschen bzw. gereinigt.
Auch wenn der Hund morgens genügend Gelegenheit haben wird, sein "Geschäft" zu erledigen, kann es doch auch mal sein, dass dies im Umfeld der Schule passiert. Um eventuelle "Malheure" aufnehmen zu können, werden auch selbstverständlich Hundetütchen mitgeführt.
Da es sich um einen kastrierten Rüden handelt, ist sein Bedürfnis, das eigene Revier zu markieren, deutlich reduziert.
Rechtliches
Die Genehmigung des Schulhundes und des Schulhundkonzeptes erfolgt durch die Schulleitung. Der Schulhund wird ferner im Schulamt sowie beim Gesundheitsamt und dem Veterinäramt gemeldet.
Außerdem fällt der Hund mit der Zustimmung des Schulamtes automatisch unter die Schulhaftpflicht, sodass Verletzungen oder Unfälle, die durch den Hund verursacht werden, automatisch mit versichert sind.8
Selbstverständlich gibt es dennoch eine private Hundehalterhaftpflichtversicherung sowie eine zusätzliche Versicherung für den Einsatz des Hundes als Schulhund.
Ansprechpartnerin bei etwaigen Fragen:
Bei Fragen wenden Sie sich bitte direkt an Frau Steinbeck (Lehrerin an der Löwenzahn Grundschule Breddin).
2 https://www.vdk.de/deutschland/pages/themen/71680/haustiere_foerdern_die_lebensfreude_und_gesundheit
3 https://www.aok.de/pk/magazin/familie/eltern/warum-kinder-haustiere-haben-sollten/
4 https://www.kinder-und-tiere.de/aktuelles/meldung?tx_news_pi1%5Baction%5D=detail&tx_news_pi1%5Bcontroller%5D=News&tx_news_pi1%5Bnews%5D=35&cHash=f004d78fe568aab30916b796d303e1aa
5 https://www.kinder-und-tiere.de/tiere-in-der-schule/hunde
6 https://www.aok.de/pk/magazin/familie/eltern/warum-kinder-haustiere-haben-sollten/
7 http://www.hunde.com/blog/2013/03/tiergestutzte-padagogik-das-schulhund-projekt/
8 https://www.kinder-und-tiere.de/tiere-in-der-schule/hunde/rahmenbedingungen/unterstuetzung-durch-schule-kollegium-und-eltern